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Donnerstag, 1. August 2013

Warum mir bei manchen Artikeln die Hutschnur hochgeht

Ob es besser ist, einen eReader oder konventionelle Bücher aus Papier zu nutzen, ist nicht allzu leicht zu klären. Der CO2-Austoß bei Produktion, Nutzung und Entsorgung/Recycling lässt sich noch ganz gut vergleichen. Aber schon bei der Bewertung der verwendeten Rohstoffe kann kein lebender Mensch mehr allgemeingültig klären, welche „besser“ sind.

Dass das niemand kann, heißt nicht, dass es keiner versucht und schon gar nicht, dass sich manche Menschen nicht anmaßen, es doch zu können. Und das Publikum, dass sich mit dem Thema Nachhaltigkeit höchstens am Rande befasst, denkt sich bei Schlagzeilen wie „Das eBook ist grün: eReader unterstützen Klimaschutz“ von xtme: „Super, dann kaufe ich mir doch gleich einen neuen eReader. Mein alter ist ja schon zwei Jahre alt und der neue ist so hübsch und mit dem Neuen komme ich auch ins Internet. Toll, wenn es so nachhaltige Produkte gibt.“ Dass das natürlich Schwachsinn ist, wird den meisten nicht auffallen.

Weder das Kaufen von Büchern noch der Kauf eines eReaders unterstützen den Klimaschutz. Lesen ist, wie jeder Konsum, generell nicht gerade hilfreich. Dies soll allerdings kein Plädoyer gegen Bücher werden (sind sie doch eine der größten Errungenschaften der Menschheit!), sondern eher für einen bewussteren Umgang mit ihnen.

Doch zuvor noch zu dem Kampf eReader vs. gedrucktes Buch. Rein vom CO2-Ausstoß her können wir wohl laut der recht detaillierten Analyse von MexxBooks davon ausgehen, dass sich ein eReader ab ca. 30 Büchern pro Lebenszeit lohnt. Betrachten wir nun die Rohstoffe und die Entsorgung. Bücher werden in erster Linie aus nachwachsendem Holz produziert. Allerdings werden auch bei deren Herstellung Chemikalien benutzt. Und wenn man Recycling-Papier nutzt, wurde dieses aufwendig wieder nutzbar gemacht. Der Umschlag mit seinem wasserabweisenden Plastik-Überzug wird vermutlich auf Erdöl-Basis hergestellt. Beim Lesen fallen weder Strom- noch sonstige Kosten an (vielleicht noch die der Leselampe.) Die Entsorgung ist gut geregelt. Man wirft das Buch in den Altpapiercontainer. Von dort wird es wohl entweder recycelt oder (weitestgehend rückstandsfrei und schadstoffarm) verbrannt.

Der eReader hingegen ist ein typisches elektronisches Gerät. Der Plastikanteil stammt aus Erdöl. Dazu kommen noch die teuren Metalle wie Kupfer oder Silber und der Akku. Diese Stoffe wachsen alle nicht nach, sind also nicht unbegrenzt verfügbar. Beim Lesen fallen dann geringe Stromkosten an. Die Entsorgung ist eher mäßig geregelt. Einige Hersteller haben wohl ein Recycling-Programm. Aber im Artikel der greenpressinitiative wird vermutet, dass diese Programme eher menschenunfreundlich sind (unzureichende Schutzmaßnahmen beim Demontieren, eventuell Kinderarbeit). Selbst, wenn das nicht der Fall ist, der Kunststoff wird wohl kaum recycelt, eher die teuren Metalle. Der Rest (inklusive giftiger Schadstoffe) geht auf die Deponie oder wird verbrannt. Hier Rückstands- und Schadstofffreiheit zu erreichen, ist aufgrund der verwendeten Materialien deutlich schwieriger als bei Papier.

Aber auch der Artikel der greenpressinitiative gibt eine Empfehlung an, ab wann sich eReader gegenüber gedruckten Büchern trotzdem lohnen, nämlich ab ca. 70 gelesenen Büchern.


Das Buch, das von Seite zu Seite besser wurde.

Hier zwei, meines Wissens nach, möglichst nachhaltige Szenarien, die den Buchkonsum ermöglichen:

1. Ich kaufe mir einen (gebrauchten) eReader. Und zwar einen möglichst guten damit ich mir nicht nach 3 Büchern einen neuen kaufe, weil ich die schlecht dargestellte Schrift nicht gut erkennen kann. Dafür verzichte ich möglichst gänzlich auf alle gedruckten Bücher. Auf diesen eReader gebe ich Acht und nutze ihn so lange, bis er auseinanderfällt. Wenn er kaputt geht, versuche ich ihn beim Elektrofachmann um die Ecke reparieren zu lassen (was vermutlich nicht möglich sein wird…) Und wenn er seine Lebenszeit erreicht hat, lass ich ihn fachgerecht entsorgen. Hier achte ich darauf, dass das Recycling aufgrund des hohen Arbeitsschutzes möglichst in Deutschland oder wenigstens in Europa stattfindet.

2. Ich schaffe mir einen Bibliotheksausweis an. In Dresden beträgt die Nutzungsgebühr für die Städtische Bibliothek 10€. Meines Erachtens ist diese gut sortiert und sie bestellen Bücher auch gern aus anderen Bibliotheken, wenn man etwas Ausgefalleneres sucht. Außerdem hat die Stadtbibliothek viele Zweigstellen, eine davon liegt auf meinem Arbeitsweg. Auf selbst gekaufte Bücher würde ich auch in diesem Szenario weitestgehend verzichten. Natürlich müssen auch die Bücher in Bibliotheken hergestellt und entsorgt werden, jedoch lohnt sich das aufgrund der Mehrfachnutzung.

Bei beiden Szenarien muss ich meinen Lebensstandard so gut wie gar nicht einschränken, sondern kann mit minimalen Ressourcen ganz viele Bücher lesen. Finanziell attraktiver ist sicherlich der Bibliotheksausweis (wenn man es schafft, seine Bücher immer rechtzeitig wieder abzugeben und Gebühren zu vermeiden.) Nachhaltiger als das Kaufen hunderter gedruckter Bücher sind beide Möglichkeiten allemal.

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